Spatenstich für die Erweiterung des Klärwerks in Netphen
Nach dem symbolischen Spatenstich am Mittwoch, den 12. April 2023 an der Kläranlage in Netphen, können die Umbaumaßnahmen nun offiziell beginnen.
Die Bauarbeiten werden sich planmäßig über einen Zeitraum bis Ende 2024 erstrecken. Die Baukosten belaufen sich in Summe auf rund 11,5 Mio €, womit diese Baumaßnahme eine der größten Investitionen in der Geschichte der Stadt Netphen darstellt.
Der Bürgermeister von Netphen, Paul Wagener, wies vor Ort darauf hin, was für eine komplexe Baumaßnahme mit dem Projekt anstehe: „Ich möchte mich bei dem ersten Beigeordneten Andreas Fresen sowie dem Team des Fachbereichs Tiefbau, geleitet von Rainer Schild, herzlich für die Planungsarbeiten bedanken. Eine umfangreiche Planungsphase war bei dieser großen Investition erforderlich, um viele Rahmenbedingungen zu erfassen. Rat und Verwaltung der Stadt Netphen sind sich der großen Verantwortung gegenüber dem Schutzgut Wasser bewusst und setzen mit dieser Investition ein zukunftsweisendes Zeichen.“
Nach Abschluss der Maßnahme werden dann die Geruchsbelästigungen unter denen die Anwohner in den benachbarten Büro- und Wohngebäuden, bei ungünstiger Wetterlage gelitten haben endgültig der Vergangenheit angehören.
Zur Geschichte:
Die Kläranlage Netphen wurde in ihrer heutigen Größe 1988 fertiggestellt. Der Betrieb der Anlage war seinerzeit bis zum 31.08.2009 genehmigt. In Folge des Robbensterbens 1989 in der Nordsee und der damit einhergehenden Verschärfung der Anforderungen an die Reinigungsleistung solcher Kläranlagen, war die Anlage eigentlich schon kurz nach ihrer Inbetriebnahme unterdimensioniert. 1999 wurden daher erste Überlegungen zur Ertüchtigung der Anlage getätigt. Im Jahr 2000 fasste dann der damalige Rat zunächst den Beschluss, die Anlage bis 2010 stillzulegen und das Abwasser zur Kläranlage in Weidenau überzupumpen. In Folge mehrerer Maßnahmen zur Verbesserung der Reinigungsleistung wurde dann 2008 der Beschluss gefasst, die Anlage vorläufig weiter zu betreiben.
2016 wurde dann die Siegaue in Form einer „Renaturierungsmaßnahme“ neugestaltet. Mit dieser Neugestaltung konnten aus wasserwirtschaftlicher Sicht gleich mehrere Verbesserungen erzielt werden. Das Gewässerbett der Sieg wurde in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt, renaturiert. Es konnten mehr als 2.000 Kubikmeter zusätzliches Retentionsvolumen geschaffen werden, womit ein wesentlicher Beitrag zum Hochwasserschutz an der Sieg geleistet wurde und mit der Schaffung der Erweiterungsfläche für die Kläranlage wurde die jetzt anstehende Baumaßnahme ermöglicht, nach deren Fertigstellung die Reinigungsleistung der Anlage deutlich verbessert wird, was wiederum der Wasserqualität der Sieg zugutekommt.
Die erforderlichen Ingenieurleistungen zur Erweiterung der Kläranlage wurden 2019 nach EU-weiter Ausschreibung vergeben und am 23. Mai letzten Jahres erteilte die Bezirksregierung Arnsberg die Genehmigung zum Bau und Betrieb der neuen Anlage.
Geplante Erweiterung:
Die Bausubstanz der vorhandenen Anlagenteile soll im Wesentlichen erhalten bleiben. Im Bestand werden allerdings die Maschinen- und Elektrotechnischen Anlagenteile vollständig erneuert. Lediglich die Schlammentwässerungsanlage wird unverändert weiterbe-trieben. Die bauliche Erweiterung erfolgt vollständig auf der durch die Verlegung der Sieg gewonnenen Freifläche.
Die erforderlichen Arbeiten wurden in drei Losen Ende letzten Jahres ebenfalls EU-weit ausgeschrieben. Es ist erfreulich, dass mit der Firma Quast für die Tief- und Betonbauarbeiten, der Firma Eliquo-Stulz für die maschinentechnischen Anlagenteile und der Firma ESK für die Elektrotechnik drei ortsnahe Unternehmen beauftragt werden konnten, die über hervorra-gende Referenzen verfügen und eine gute Ausführung erwarten lassen.
Leider fiel die Ausschreibung in eine sehr ungünstige Zeit, in der die Bau- und insbesondere die Materialpreise einer extremen Preissteigerung unterlagen. Zur Berücksichtigung zukünftiger unkalkulierbarer Entwicklungen wurden sogenannte Preisgleitklauseln für eine Vielzahl von Materialien vereinbart. Hiermit wird die Vergütung im Laufe der Ausführung dynamisch an die Marktsituation angepasst
Mit der Fertigstellung der Kläranlage Ende nächsten Jahres wird dann ausreichende Kapazität zur Verfügung stehen, um zunächst die Kläranlage Afholderbach und im Anschluss die Kläranlage Sohlbach stillzulegen und das Abwasser dieser Ortsteile auf der neuen Anlage mit zu reinigen.