Stolpersteine gegen das Vergessen in Walpersdorf
Am vergangenen Montag, den 24.10.2022 wurden die Stolpersteine für die aus Walpersdorf stammenden Opfer der Krankenmorde des NS-Terrorregimes Willi Müller und Antonie Pawlacyk, verlegt.
Unter großer Anteilnahme der Dorfbewohner leitete der Ortsbürgermeister Rüdiger Bradtka durch die Zeremonie und erzählte die Geschichte der beiden Walpersdorfer.
Willi Müller war das zweitälteste von 14 Kindern des Fabrikarbeiters Martin Müller (1891 - 1959) und seiner Ehefrau Anna Hermine, geb. Werthenbach (1896 - 1958). Da er unter epileptischen Anfällen litt, wurde eine Anstaltsunterbringung angeordnet als Willi 9 Jahre alt war. Er wurde in der Heilanstalt Marsberg untergebracht. Am 22. Juli 1941 wurde Willi Müller nach Hadamar verlegt, wo er noch am gleichen Tag im Alter von 16 Jahren in der Gaskammer starb.
Die jüngste Schwester von Willi Müller, Anita Diehl war extra zu der Stolpersteinverlegung gekommen. Sie erinnert sich noch gut an die Erzählungen ihrer Mutter von ihrem Bruder, den sie leider nie hat kennenlernen dürfen. Ruth Müller, eine Nichte von Anita Diehl setzte nach den Grußworten von Ortsbürgermeister Rüdiger Bradka und Bürgermeister Paul Wagener, den Stolperstein an die vorgesehene Stelle. Musikalisch wurde die Zeremonie von Anna Neuser begleitet, die das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ vortrug.
Zu der Geschichte von Antonie Pawlacyk ist leider wenig bekannt. Sie wurde am 1. Januar 1898 in Galina geboren und lebte in den 1920er Jahren in Walpersdorf im Haus Nr. 37 als Dienstmädchen. Am 26.04.1927 wurde sie mit der angeblichen Diagnose „Spaltungsirresein“, heute bekannt als Schizophrenie, in der Provinzialheilanstalt in Warstein eingewiesen. Am 4. August 1941 wurde sie in die Pflegeanstalt Eichberg verlegt, in der sie am 23. April 1942 vergast wurde. Leider konnte Wilfried Lerchstein, der die Geschichte der beiden Walpersdorfer ausgiebig recherchiert hat, keine noch lebenden Angehörigen ausfindig machen. Daher hatten Bürgermeister Paul Wagener, Ortsbürgermeister Rüdiger Bradka und der Vorsitzende des Heimatvereins, Johannes Meiswinkel die Ehre, den Stolperstein von Antonie Pawlacyk zu legen.
„Wenn wir uns hinunterbeugen, um die Inschrift auf den Tafeln zu lesen, ist es, als ob wir uns vor den Menschen verbeugen und Ihnen den Respekt erweisen, der Ihnen in Ihrem Leben genommen wurde. Diese Stolpersteine sollen uns daran erinnern, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, von seiner Weltanschauung oder von seiner geistigen und körperlichen Verfassung ein Recht auf ein würdevolles Leben hat. Lassen wir uns das nicht vergessen!“, mahnte Bürgermeister Paul Wagener und dankte für das große Interesse der Walpersdorfer Bürgerinnen und Bürger.