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Der Strom fließt aus dem Bach

Energiekluges Dorf: In Sohlbach produziert ein Kleinst-Wasserkraftwerk Energie für eine Lehrstation – entwickelt und konstruiert an der Uni Siegen.

Die vermutlich kleinste Wasserkraft-Turbine der Welt steht in Netphen-Sohlbach. Der kleine Bach „Netphe“ im Ortskern liefert seit kurzem Strom, in Zusammenarbeit mit dem „Forschungsinstitut Wasser und Umwelt“ (fwu) der Universität Siegen ist hier ein Kleinst-Wasserkraftwerk entstanden. Die Mini-Turbine wurde von den WissenschaftlerInnen speziell für Sohlbach entwickelt und ist in der Lage, kleine Mengen Strom zu produzieren. Eine Energie-Lehrstation macht diese Elektrizität über verschiedene Verbraucher (u.a. LED-Lampen, Radio, USB-Ladesteckdose) sichtbar und erläutert die Funktionsweise des Kraftwerks.

Energie vor Ort  Netphen-Sohlbach © Universität Siegen
Energie vor Ort Netphen-Sohlbach © Universität Siegen

Im Rahmen der südwestfälischen Praxisstudie „Dorf ist Energie(klug)“ hatten BürgerInnen in Netphen-Sohlbach mit Mitarbeitern der Universität Siegen Ideen zur Nutzung von Wasserkraft entwickelt. Die Südwestfalen-Agentur hatte den Kontakt vermittelt. „Wir haben uns gerne eingebracht, um zu zeigen, was mit Wasserkraft möglich ist und welches Potenzial nutzbar ist, wenn man Hirnschmalz und Ingenieurskunst einsetzt. Für uns war das eine tolle Möglichkeit, etwas in einem ganz kleinen Maßstab zu entwickeln. Ich danke allen Bürgerinnen und Bürgern und der Südwestfalen-Agentur“, sagte Prof. Dr. Jürgen Jensen bei der Einweihung.

Energie-vor-Ort 1
Energie-vor-Ort 1

Die Idee war, den Wasserablauf des Kneipp-Tretbeckens zu nutzen. Doch die geringe Fallhöhe von nur 1,40 Metern und der geringe Durchfluss aus dem Tretbecken erforderte eine Spezial-Anfertigung. „Ein Wasserrad hat keinen Sinn ergeben, für eine normale Turbine ist dieser Einsatzort ebenso ungeeignet“, erklärte Dipl.-Ing. Jörg Wieland. Also begann er gemeinsam mit Abid Hasan, Student des Master-Studiengangs Mechatronik an der Universität Siegen, mit der Entwicklung einer Mini-Turbine. Die besondere Wendel-Form der Schaufeln erhöhte die Leistung der Turbine und senkte gleichzeitig die Lautstärke. Im Wasserbau-Labor der Universität wurde aus der Idee ein Entwurf und schließlich per 3D-Druck das endgültige Produkt für den Einsatz in Sohlbach. Das Material für die Turbine mit Generator hat nur 48 Euro gekostet, die Bearbeitung ausgenommen.

Energie vor Ort  Netphen-Sohlbach
Energie vor Ort Netphen-Sohlbach

Das kleine Wasserkraftwerk erzeugt nun Energie, mit der eine Energielehrstation betrieben wird. Wenn die LED-Lampen leuchten oder ein Smartphone über den USB-Anschluss aufgeladen wird, erkennt jeder, dass die Mini-Turbine im Wasser ihren Job erledigt. „Solange das Wasser läuft, arbeitet die Turbine – Tag und Nacht“, sagte Jörg Wieland. Die Energie wird in einem Akku gespeichert – so viel, um damit mindestens sechs Smartphones aufzuladen.

Für Experten

Weitere Projekte können von diesem erfolgreichen Prinzip profitieren. „Es soll der Startschuss sein für weitere Maßnahmen“, sagte Ortsbürgermeister Mike Klöckner. Eine dieser Maßnahmen könnte am Sohlbacher Weiher verwirklicht werden. Eine größere Anlage für größere Wassermengen könnte mehr Energie produzieren, um beispielsweise das Dorfgemeinschaftshaus zu versorgen. Mit der Unterstützung der Stadt Netphen und des Kreises Siegen-Wittgenstein wird auch ein neuer Energie- und Wasserspielplatz in Sohlbach gebaut.

Die südwestfälische Praxisstudie „Dorf ist Energie(klug)“ sucht und unterstützt im Auftrag des Umweltministeriums NRW bürgerschaftlich getragene „energiekluge“ Ideen und Projekte und begleitet diese themenbezogen durch Experten. In Netphen-Sohlbach besteht schon seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen BürgerInnen, der Südwestfalen Agentur und der Universität Siegen. Sohlbach ist eines von vier „energieklugen“ Dörfern im Kreis Siegen-Wittgenstein. Das auf drei Jahre angelegte Projekt „Dorf ist Energie(klug)“ ist aus der Südwestfalen-Regionale hervorgegangen und wird in Kürze abgeschlossen.

Text: Presse- und Kommunikationsstelle der Universität Siegen

Bericht Siegener Zeitung vom 07.10.2016

 

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10.10.2016