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Gedenkstunde anlässlich der Befreiung von Auschwitz

Gedenktag Befreiung Auschwitz
Gedenktag Befreiung Auschwitz

Seit 1996 ist der 27. Januar der offizielle Gedenktag für die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Auch in Netphen wurde mit einer Gedenkstunde der über eine Million Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes gedacht.

Zunächst legten Netphens stellvertretende Bürgermeisterin Annette Scholl und Lothar Groos vom Kulturbüro gemeinsam ein Blumengebinde an der Gedenkstätte der Familie Faber am St. Petersplatz nieder. Annette Scholl erinnerte an die Deportation auch der Netphener Familie Faber und mahnte, dass die Verbrechen der Nazis niemals in Vergessen geraten dürften. Bezogen auf den aktuellen Hass vieler Menschen gegenüber Asylanten und Flüchtlingen fand die stellvertretende Bürgermeisterin deutliche Worte: „Die Saat ist gelegt.“

Im Anschluss zeigte das Junge Theater Siegen unter der Leitung von Lars Dettmer (Regie) und Peer Ball (Dramaturgie) im Alten Feuerwehrhaus Szenen aus ihrem Stück „Unheimliche Heimat – Stolpersteine der Erinnerung“.

Annette Scholl betonte, dass Erinnerung und Trauer unsere Verpflichtung seien, damit künftige Generationen zur Wachsamkeit gemahnt würden, denn die nach dem Zweiten Weltkrieg Geborenen hätten keine Erinnerung mehr an dieses furchtbare Verbrechen, und es gebe immer weniger Zeitzeugen. „Der 27. Januar ist ein Tag der Erinnerung. Wir erinnern uns aus Respekt vor den Opfern und um aus der Geschichte zu lernen, denn wer sich der eigenen Vergangenheit nicht stellt, dem fehlt das Fundament für die Zukunft“, so Scholl.

Eine Form der Erinnerung ist die Verlegung von Stolpersteinen. In Netphen sind Ende 2012 vor dem ehemaligen Wohnhaus der Opfer des Nationalsozialismus vom Künstler Gunter Demnig 6 Stolpersteine verlegt worden. Auch mit einem Theaterstück kann man erinnern. Mitglieder des Ensembles des Jungen Theaters Siegen zeigten Szenen aus dem Leben der jüdischen Familie Frank aus Weidenau. Die eindrucksvollen Darbietungen und zuweilen surreal anmutenden Szenen erzeugten beim Zuschauer große Wirkung und berührten nachhaltig.

Da steht schon wieder Suppe mit trockenem Brot bei der Familie Frank auf dem Tisch. Die Franks fragen sich im Stück, was sie falsch gemacht haben und sorgen sich um ihr Geschäft, das ihnen NSDAP-Kreisleiter Preußer abspenstig machen will. Da händigt die Mutter dem Vater einen Brief aus, den sie lange zurückgehalten hat, in dem dieser aufgefordert wird, sich am anderen Tag am Siegener Bahnhof einzufinden zum Transport in ein Arbeitslager. Da gibt es den freundlichen Nachbarn Fries, der den Franks beisteht. Mit den Worten „Das schaffe ich nicht“ (gemeint ist die Begleitung zum Bahnhof) bringt der Nachbar in einem Satz seine ganze Hilflosigkeit und Verzweiflung dieser bizarren Situation gegenüber zum Ausdruck. Da ist Tochter Inge Frank, die sich spontan mit Heinz Lennhoff aus Netphen am Küchentisch verlobt als Ausdruck einer Liebe, für die es doch keine Zukunft geben wird. Ein verzweifelter Versuch, das Glück der Liebe den widrigen Umständen zum Trotz zu besiegeln.

Am Vormittag sahen Schülerinnen und Schüler übrigens das komplette Stück im Gymnasium Netphen. Eine letzte Abendvorstellung im Lyz wird es am 24. Februar 2016 geben.

Gedenktag Befreiung Auschwitz
Gedenktag Befreiung Auschwitz

 

 

 

28.01.2016