Da geht noch viel!
Lesung mit Christine Westermann
Das Kulturforum Netphen, die Senioren-Service-Stelle der Stadt Netphen und die Volkshochschule des Kreises Siegen-Wittgenstein hatten zur Lesung „Da geht noch was - mit 65 in die Kurve“ eingeladen. So lautet auch der Titel des Buches, das Christine Westermann sozusagen als Beschreibung des eigenen Lebensabschnittes herausgegeben hat.
Die Aula des Gymnasiums Netphen war bis auf den letzten Platz gefüllt. Darüber freute sich auch Bürgermeister Paul Wagener, der die als Radio- und Fernsehjournalistin bekannte und mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnete Buchliebhaberin und -kennerin Christine Westermann begrüßte. Das Stichwort laute demografischer Wandel. Auch in Netphen müsse man - wie in andere Kommunen auch - feststellen, dass in unserer Gesellschaft der Anteil älterer Menschen immer größer werde. Da sei es umso erfreulicher, dass sich immer mehr Menschen, immer mehr Institutionen mit der Lebenssituation der älteren Generation auseinandersetzen. Noch interessanter sei es zu erfahren, wie einzelne Personen mit der Frage des Älterwerdens umgehen.
Das könne nicht mehr viel sein, dachte sich die Autorin, als sie ihr Buch begann. Und war überrascht, welche Wendungen, welche Entwicklungen sich unverhofft auftaten. Welche Schalter sie noch umlegen konnte. Jetzt, ein Jahr später mit 66, schaut sie mit anderen Augen auf den vor ihr liegenden Weg: Die Reise ins Alter lässt sich nicht aufhalten, aber jetzt ist die Vorfreude, auf das, was kommen kann, größer als die Angst vor dem, was passieren könnte.
Christine Westermann widmet sich einzelnen Passagen aus ihrem aufrichtigen und sehr persönlichen Buch, das vieles, nur kein Ratgeber sein will. Sehr interessant, aufschlussreich und mitunter amüsant sind ihre Erläuterungen und Anekdoten, mit denen sie die Textauszüge beschreibt und kommentiert. Da spricht sie über ihre Erlebnisse bei der Suche nach einem Paar gelber Turnschuhe. Kommentar des Verkäufers: „So etwas trägt man doch in Ihrem Alter nicht mehr“. Oder das Problem, bei einer Autopanne einen männlichen Helfer zu finden, der bereit ist, gemeinsam das Fahrzeug an die Seite zu schieben. Im Falle einer jungen und hübschen Blondine hätten sich die Männer sicher um den Job gerissen, meint die Autorin nachdenklich.
Auf ihrer Reise zu sich selbst hat Christine Westermann viel gelernt, wie sie sagt. Die gewonnenen Erkenntnisse fasst sie in drei für sie wichtigen Punkten zusammen: Nicht warten, sondern leben, Denken abstellen und Schubladen abschaffen.
Mucksmäuschenstill war es während der ca. 90-minütigen Lesung. Das begeisterte Publikum hing der Buchautorin förmlich an den Lippen und entsprechend groß war der Andrang anschließend am Signiertisch, wo sich Christine Westermann dann noch einmal viel Zeit für ihre Fans nahm.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend mit jazzigen Klängen der beiden Musiker Marco Hoffmann (Saxophon) und Johannes Koch (Gitarre).