Joseph Parsons und Todd Thibaud, 4.10. Altes Feuerwehrhaus Netphen
Das Kulturforum Netphen hatte mit dem angekündigten Wohlfühlabend zum Konzert der amerikanischen Singer-Songwriter Joseph Parsons und Todd Thibaud nicht zu viel versprochen: Die anheimelnde Atmosphäre mit exklusiver Lichtinstallation brachte die zahlreichen Besucher des Alten Feuerwehrhauses, die teilweise sogar noch nicht einmal die weite Anreise aus Köln gescheut hatten, ins Träumen und Genießen, aber auch ins Nachdenken.
Die beiden ursprünglich aus Vermont und Philadelphia stammenden Musiker sind für Kenner der Szene längst keine Geheimtipp mehr, haben beide doch auch ihre eigenen Projekte und Bands und touren seit Jahren erfolgreich durch ganz Europa und Amerika. Joseph Parsons lebte schon in Los Angeles, Boston, New York und Louisiana, musizierte in vielen europäischen Metropolen, arbeitete im Rahmen des Anti Gulf War Peace Team in Baghdad, tourt mit der Joseph Parsons Band, der amerikanischen Supergroup U. S. Rails und spielte im Allstar-Projekt Hardpan zusammen mit Todd Thibaud, der seit den 90er-Jahren im Geschäft ist und auch solo und mit Band seit Jahren erfolgreich ist.
Nach Joseph Parsons' erfolgreichem Auftritt vor zwei Jahren in Netphen stellte er am Samstag zusammen mit Todd Thibaud ihr neues gemeinsames, mittlerweile drittes Album "Eden" vor. Unwillkürlich zog man Parallelen zu Größen wie Simon & Garfunkel, nicht nur durch deren Anblick, sondern vor allem auch durch Songs wie 'First Sight', getragen durch ihren harmonischen, zweistimmigen Gesang, virtuos begleitet von Gitarre und Mundharmonika, ganz im Stil des großen Duos.
Ihre Songs beschäftigen sich auf einfühlsame, direkt aus dem Herzen gesprochene, hochgradig poetische Art mit den Veränderungen entlang des Lebensweges, mit anderen Sichtweisen im Zuge des Älterwerdens - der Abschied von den Lieben, die Vergänglichkeit des Lebens, das Ende einer großen Liebe, das Zulassen von Ängsten, aber auch das Aufkeimen neuer Träume und Chancen, die Sehnsucht nach Hoffnung, Vertrauen und Wahrheit, das Lachen nach der Trauer...
'Everything Changes', 'When Nothing Left Is True', 'Cost Of Eden', 'Dreams We Dare' sind sehr nachdenkliche, teils melancholische Lieder, die Parsons und Thibaud in eindringlicher, sensibler Weise zelebrierten, ausschließlich mit akustischen Gitarren und ihren begnadeten Stimmen.
Und als ob man es nicht geahnt hätte, kamen Sie zum Ende ihres "paradiesischen" Konzerts in ihrem Song-Garten Eden doch noch musikalisch auf die großen Beiden zu sprechen, in der Zugabe erkannt man 'The Boxer' schon bei den ersten Gitarrenakkorden - und man musste sich den Gedanken fast verkneifen, dass dieser Song definitiv auch aus Josephs und Todds eigener Feder hätte stammen können. Erst nach mehreren Zugaben ließ das restlos begeisterte Publikum diese beiden Ausnahmemusiker von der Bühne.
Text: Anne Weber