Erinnerung an 20. Todesjahr des früheren Gemeindedirektors Dr. Bernd Jartwig
Vor 20 Jahren, am 25. April 1994 verstarb mit 68 Jahren der langjährige Gemeindedirektor Dr. Bernd Jartwig. Es ist guter Brauch, bei 'runden Zahlen' zurückzublicken und sich daran zu erinnern, zumal viele Netphener vermutlich persönlich diesen markanten Verwaltungschef noch kennen.
Dr. Jartwig war fast 30 Jahre lang einer der letzten Gemeindedirektoren unserer jetzigen Stadt Netphen - vom 1.6.1972 bis 30.9.1991. Am 3.12.1989 erhielt er den Onyx-Keiler der damaligen Gemeinde Netphen als Anerkennung für außergewöhnliche Verdienste.
An Dr. Jartwig zu erinnern macht deshalb Sinn, weil er viele bis heute tragenden Fundamente für den wirtschaftlichen Aufstieg und das Freizeitleben in Netphen gelegt hat; ebenso könnte seine persönliche Art im heutigen Kontext neue Blickwinkel eröffnen. Dr. Jartwig verstand sich nicht als Sozialarbeiter oder Therapeut, sondern als 'Lokomotive', die stets das ihm anvertraute Gemeinwohl sichern, vermehren und lebenswert gestalten wollte. Er bezeichnete sich selbst als 'Macher', der immer in dem guten Glauben handelte, dass er wusste, wie am Ende ein Erfolg entsteht. Unvergessen ist, wie er in einem Jahr am heutigen Freizeitpark nur die Parkplätze anlegen ließ; nur in diesem Jahr gab es dafür hohe Fördermittel des Landes NRW. In einem anderen Jahr entstanden Wege und Bürgersteige - scheinbar ohne Ziel wieder nur 'auf der grünen Wiese' … es gab hohe Zuschüsse. Als dann aber das Bad und die Eissporthalle kamen - wieder mit wenig eigenem Netphener Geld, war die Überraschung perfekt: Der Freizeitpark war da, zur Freude für Jung und Alt, für die Netphener und ihre Gäste! Ein großer Erfolg war unter Schonung der kommunalen Finanzen gelungen, den andere Kommunen - auch Städte - nie erreichten. In ähnlicher Weise gelang es ihm Betriebe und Einrichtungen in der damaligen Gemeinde anzusiedeln und so Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Wie in seiner Zeit als Stadtdirektor in Dülken (heute Viersen) verstand er sich stets gut mit seinem politischen Gegner SPD, den er als Partner betrachtete, ja er war in Netphen von CDU und SPD einstimmig gewählt worden bzw. erhielt 1984 zur Wiederwahl eine große Mehrheit. Allerdings bedeutete dies für ihn nie, darauf zu warten, bis der letzte Bedenkenträger zugestimmt hatte. Dr. Jartwig beherzigte die Erfahrung, dass ein langes 'Zuwarten' schnell zu Stillstand führen kann; Stillstand meist Rückschritt und Gestaltungsverlust bedeutet. Das zeigte sich auch darin, wie er im Interesse der Kommune mutig einen Rechtsstreit gegen die höhere Verwaltungsbehörde des Landes anstrengte, was letztlich, auch mit Unterstützung weiterer Akteure, Netphen zu seinem Gymnasium verholfen hat.
Bei allen Entscheidungen achtete er auch im Kleinen darauf, dass 'sein' Netphen bei möglichst gesunden Finanzen dennoch kommunale Gestaltungskraft behielt. Für ihn ging es zuerst um das Ganze, um das Gemeinwohl und dafür nahm er auch Konflikte in Kauf, was ihm nicht nur Freunde eintrug.
Bekannt ist, dass er mit dem Bürgermeister von Dülken ebenso persönlich befreundet war, wie mit dem allseits beliebten und vor einigen Jahren verstorbenen Bürgermeister Gerhard Zimmermann. Diese freundschaftliche Verbundenheit hatte zu mancher Entscheidung zum Wohle Netphens wesentlich beigetragen. Schließlich sei daran erinnert, dass seine christliche Überzeugung sein Gewissen stets leitete. Beiden großen Kirchengemeinden in Netphen stand er auf das beste hilfreich dabei zur Seite, um oft unbürokratisch und mit gemeindlichem Wohlwollen sinnvolle Vorhaben umzusetzen.
Seinen Traum von der STADT Netphen, ihrer Stadtwerdung, hat er nicht mehr erlebt, doch ist die heutige Stadt Netphen ihm in dankbarer Erinnerung zugeneigt im Respekt für seine Arbeit und seinen Mut, das Gemeinwohl stets voran zu stellen vor Einzelinteressen und 'Lobbyistentum'.
Am 26. April 2014 wird in der Abendmesse in der katholischen Pfarrkirche St. Martin seiner gedacht.