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09.10.2017

Virtuose „Hände bei der Arbeit“
Gitarrenkonzert mit Markus Segschneider

Mit Markus Segschneiders Gitarrenkonzert „Hands at Work“ startete das Kulturforum Netphen nach der erfolgreichen Ausstellungseröffnung sein musikalisches Programm, bei dem das Multitalent nach fünf Jahren endlich noch einmal mit virtuoser und atemberaubender Gitarrentechnik aufwartete und auf ein begeistertes Kennerpublikum traf, das ihn sicher auch unter anderem durch seine mehr als 100 CD-Produktionen mit u.a. Nino de Angelo, Heike Makatsch, Pe Werner und Gregor Meyle, in dessen Band er auch spielt, sowie als Gitarrist für Musical-Produktionen wie u.a. Jesus Christ Superstar, Elisabeth, Saturday Night Fever, Grease, Cats kannte.

Segschneider3 © Kulturforum Netphen
Segschneider3 © Kulturforum Netphen

Gespickt mit witzigen Anekdoten aus seinem bewegten und vielgereisten Musikerleben erzählte er unter anderem von der Welt-Uraufführung seines Stücks „Spring in Florence“, mit dem er nach augenzwinkernden Angaben extra gewartet hatte, bis er es im Frühling einmal in Florenz aufführen konnte, um gleich darauf anzumerken, dass er mit dem Stück für die Netphener extra auch an diesem Abend eine Netphener Erstaufführung geplant habe.

 

So zog Markus Segschneider seine Zuschauer auf seine ihm ganz eigene, fast bescheidene Art und Weise – minimalistisch, ohne Mikrofon, nur mit einer einzigen Gitarre und einem Verstärker auf der Bühne stehend – von Anfang an mit einer fabelhaften Mischung aus faszinierenden Erzählungen und herausragender Akustikgitarren-Kunst aus eigener Feder in seinen Bann, darunter mit aktuellen Werken aus seiner CD „Hands at Work“, die seine außergewöhnliche Fingerfertigkeit in den verschiedensten Musikrichtungen zum Ausdruck brachten, von Jazz über Country bis hin zum Blues und Folk, und das alles auf lediglich einer einzigen, immer mal wieder anders gestimmten Gitarre. Stücke wie „Blue Grass und Green Mountains“ oder „Rain Colors“ versetzten die Zuhörer auf Reisen in traumhafte Landschaften oder grandiose Naturschauspiele vor ihrem geistigem Auge.

Im Laufe des Abends brillierte Markus Segschneider auch mit Medleys bekannter Bands, wie u.a. dem bereits durch häufige Auftritte im sogenannten Schauspielhaus in Bergneustadt dort bereits als legendär bezeichneten Medley aus Liedern der „Shadows“, das seiner Meinung nach sicher seitdem auch in Netphen als legendär gehandelt werden würde, sowie spaßeshalber auch mit einem einzigen Song von Chuck Berry als Medley in drei verschiedenen Versionen. Er verstand es, sei es beim berühmten „Apache“ wie auch bei anderen Stücken, mittels gleichzeitigem Spielen von Basslauf, Rhythmus, Melodien und Akkorden auf einer einzigen Gitarre, dem Publikum das Gefühl zu geben, nicht nur einen einzigen Musiker, sondern eine ganze Band auf der Bühne zu wähnen.

Auch „Highway Man“ von Jimmy Webb, meisterhaft ohne Mikrofon in seiner eigene Interpretation gesungen, würde es damit, nachdem dieses schon von u.a. Joe Cocker, Frank Sinatra und Linda Ronstadt interpretiert worden sei, endlich auch von ihm geben, eine Feststellung, die er beiläufig auch anderen Stücken angedeihen ließ, wie auch dem unvergänglichen „And I love Her“ von den Beatles. Aber auch jenseits der Setliste erfüllte er gern spontane Wünsche des Publikums.

Darüber hinaus hatte er sogar eine delikate Geschichte zu einem Stück im Gepäck, wie die, als er mit Al Di Meola in einem ihnen beiden wohl bis dato nicht näher bekannten Kölner Vergnügungsetablissement auftreten sollte, das sie für einen Jazz-Club hielten, das Konzert aber dann, nachdem sie höchstpersönlich durch Alice Schwarzer aufgeklärt worden waren, doch lieber in die Live Music Hall verlegten.

Mit einem kurzen Seitenhieb auf die teils simple Grifftechnik von Keith Richards von den Rolling Stones, indem Markus Segschneider eins von Richards‘ bekannten Gitarrenriffs anspielte, führte er über in einen lehrreichen Diskurs über in die Dadgad-Stimmung der Gitarre, bei der manchmal keine oder nur eine Saite beim Spielen gegriffen werden musste, um einen Grundakkord zu spielen, und die auch in der keltischen Folkmusik mittlerweile sehr verbreitet sei. Damit kam er, anspielend auf das eigene Älterwerden und mögliche Nachlassen seiner Fingerfertigkeit, zu seiner ersten Zugabe, indem er sein Stück „Another Train, Another Station“ in eben dieser Saitenstimmung spielte, um dann die Zuschauer mit dem Betthupferl „Emilias Traum“, einem Schlaflied für seine Tochter, in die Nacht zu verabschieden, jedoch in der Hoffnung, man möge nicht schon bei diesem Lied im Alten Feuerwehrhaus in Netphen auf den Stühlen einschlafen.

Ein überaus gelungener Abend, der wie im Flug verging und an dem man gern noch vielen weiteren interessanten Anekdoten und zauberhaften Gitarrenklängen dieses so begnadeten Ausnahmemusikers hätte lauschen wollen.

 

Text: Anne Weber, Kulturforum